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Pflanzengesellschaften der Eifel

Weidengebüsche und Weidenwälder (Salicetea purpureae Moor 58)

  1. Weidengebüsche und Weidenwälder (Salicetalia purpureae Moor 58)
    1. Salicion albae Soo em. Moor 58
      1. Silberweiden-Auenwald (Salicetum albae Issl. 26)

Silberweiden-Auenwälder (Salicetum albae Issl. 26) sind von ihrer Verbreitung her Weichholz-Auenwälder der großen Flüsse und Ströme mit Hochwässern vorzugsweise innerhalb der Vegetationsperiode. Sie sind daher von Natur aus in den Mittelgebirge selten und hier nur an den Unterläufen größerer Flüsse ausgebildet. In der Eifel finden sie sich ebenfalls nur kleinflächig an Flüssen wie der Ahr oder Rur, ihre Schwerpunkte liegen eindeutig ausserhalb oder am Rande des Mittelgebirges beispielsweise entlang des Rheines oder in der Niederrheinischen Bucht an der Rur in Höhe der Indemündung südlich Jülich. Sie werden dennoch hier aufgenommen, da sie ansatzweise an der Ahr innerhalb der Eifel vorkommen.

Diese Waldgesellschaft wird im wesentlichen von der Silber-Weide (Salix alba) aufgebaut, der im Untersuchungsgebiet in wechselnden Anteilen weitere Arten der Auenwälder wie Bruch-Weide (Salix fragilis), Korb-Weide (Salix viminalis), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Esche (Fraxinus excelsior) beigesellt sind.

Der Silberweidenauenwald ist heute im Rheinland nur noch selten flächig ausgebildet, da die Standorte derartiger Auenwälder zum Teil in landwirtschaftlicher Nutzung liegen, z.T. die früheren Bestände in Pappelforste umgewandelt wurden. Meist stockt der Wald heute daher im schmalen Uferbereich bis zu eine Höhe von 1-1,5 m über der Mittelwasserlinie. Die wichtigste Standortbedingung sind mehr oder weniger regelmäßige Überschwemmungen der Gesellschaft, bei denen es zur Ablagerung von Sanden, Schluffen oder Lehmen kommt. Die Standorte des Silberweiden-Auenwaldes sind daher auch natürlicherweise sehr nährstoff- und basenreich, was sich in einer Vielzahl üppig wachsender Kräuter und Stauden ausdrückt. Genannt seien beispielsweise Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), Gefleckter Schierling (Conium maculatum), Große Brennessel (Urtica dioica), Große Zaunwinde (Calystegia sepium), Große Klette (Arctium lappa), Efeu-Gundermann (Glechoma hederacea), Gefleckte und Weiße Taubnessel (Lamium maculatum und L. album). Aus den standörtlich benachbarten Röhrichtgesellschaften finden sich im Auenwald beispielsweise Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), oder auch Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus). Die Zusammensetzung der Krautschicht wechselt räumlich stark und hängt von der Samennachlieferung und -keimung auf dem angeschwemmten Sedimenten ab; sie ist daher stark zufallsgeprägt.

Als Teil des dynamischen Ökosystems Flußaue stellt der Silberweidenauenwald im natürlichen, vom Menschen unbeeinflußten Standortgefüge keine stabile Klimaxgesellschaft dar, sondern wird zeitlich wie räumlich durch Wälder der Hartholzaue mit Arten wie Stiel-Eiche (Quercus robur), Esche (Fraxinus excelsior), Flatter-Ulme (Ulmus laevis), Winter-Linde (Tilia cordata) u.a.m. ersetzt. Die Ursache für diesen Sukzessionsablauf liegt in der Auflandung von Sedimenten bei Überschwemmungen, die für die Weidenaue bestandsbedingend ist, jedoch gleichzeitig durch ständige Niveauerhöhung die Überschwemmungshäufigkeit senkt. Dadurch wird den eigentlichen Waldarten das Eindringen in und den Abbau des Silberweiden-Auenwaldes ermöglicht. Desweiteren wird jedoch durch die Sedimentansammlung die Strömungslinie des Flusses beeinflußt, der darauf mit der Verlagerung des Flußbettes reagiert. Die Verlagerung hingegen stellt dem Silberweidenauenwald jedoch neue Wuchsorte bereit. Dies bedeutet jedoch, daß alle Pflanzengesellschaften von Flußauen sich zeitlich wie räumlich gegenseitig bedingen, auf- und auch wieder abbauen.

Diese Verhältnisse sind an den meisten der Flüsse heute nicht mehr oder nicht mehr großflächig gegeben. Die Ufer der Flüsse wurden in ihrer Form und Struktur befestigt. In Koppelung mit Begradigungen und einheitlichen Querschnittsprofilen erhöht sich die Fließgeschwindigkeit der Gewässer und damit die Tiefenerosion. Flußseitig dem Silberweidenauenwald vorgelagerte Kies-, Sand- und Schwemmbänke als Sonderstandorte mit einer hochgradig angepaßten Kleintierwelt sind daher ebenso heite vielfach verschwunden. Die genannten Hartholzauenwälder mußten bis auf wenige Ausnahmen schon in historischer Zeit der landwirtschaftlichen Nutzung weichen. Durch die Regulierungen und Ufersicherung wurde die beschriebene Auendynamik weitgehend beseitigt, was auch Auswirkungen auf die Bestände der Silberweide-Auenwälder hat. So sind heute mit großer Wahrscheinlichkeit viele der Bestände des Silberweiden-Auenwaldes nicht primärer, also anthropogen unbeeinflußter Herkunft, sondern sekundär nach den wasserbaulichen Eingriffen entstanden. Ohne eine Reaktivierung der Auendynamik des Flusses werden die Silberweidenauen kleinflächig und ohne natürliche Entwicklung bleiben.

Beispielhafte Vorkommen:

  1. NSG Rurauenwald-Indemündung (Kreis Düren)

Copyright:

Dr. Ralf Rombach (Rech) - 2004.

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