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Welse (Siluriformes)

Harnischwelse (Loricariidae)

L 90 (Panaque spec.)

Einleitung

Über Geschmack läßt sich bekanntlich vortrefflich streiten, insofern ist die Feststellung, daß einer der schönsten Welse, die ich je pflegen durfte, der L 90 (Panaque spec.) ist, natürlich sehr subjektiv. Was ist bloß an einem grau-schwarz gemusterten Harnischwels, den man nur ab und an zu Gesicht bekommt, denn so aufregend Schönes dran ? Vielleicht die Seltenheit oder besser, daß man diese Tiere eher selten im Handel sieht ? Vielleicht eben die versteckte Lebensweise, überwiegend dämmerungsaktiv oder auch nicht. Vielleicht einfach nur die Anwesenheit skuriler Fischformen ? Wer weiß ?

Auf jeden Fall ist dieser größer werdende Harnischwels eine Bereicherung meiner Aquarien. Von grauer Grundfarbe mit dunkelgrauen bis schwärzlichen Linienzeichnungen geprägt, ist es vor allem die imposante Schwanzflosse mit ihrer kontrastierenden weißen Zeichnung auf der Schwanzwurzelbasis und vor allem und gerade die sehr lang weiß ausgezogenen obersten und untersten Schwanzwurzelstrahlen, die diese Tierart prägt. Welche biologische Bedeutung hinter dieser auffallenden Kontrastzeichnung steckt, wird wohl noch längere Zeit unbekannt bleiben. Man kommt schnell auf die Vermutung, daß sie etwas mit der Erkennung arteigener Individuen zu tun haben kann, dennoch dürften alle Annahmen in diese Richtung derzeit nur Mutmaßungen bleiben.

Größe und Lebenserwartung

Über 30 cm. Über das erreichbare Alter liegen keine Informationen vor.

Verbreitung

Peru: Gesicherte Vorkommen im Rio Ucayali und neuerdings auch Nachweise vom Rio Madre Dos Dios.

Haltung

Die Haltung ist abgesehen von der Endgröße einfach. Großbecken von 160 cm Länge und 60 cm sind als untere Grenze für eine dauerhafte, artgerechte Haltung zu definieren. Der Bodengrund spielt keine Rolle, eine dicht strukturierte Beckeneinrichtung vor allem mit viel Moorkienholz ist erforderlich. Bepflanzung unwichtig, ebenso eine helle Beleuchtung. An die Wasserwerte stellt die Art keine besonders hohen Ansprüche, es sollte jedoch arm an biologischen Belastungen sein, also gut gefiltert werden. Ideal ist leicht saures Weichwasser, er dauert aber auch in mittelhartem Wasser gut aus.

Allesfresser. Vom Ursprung her Holzfresser mit allem, was sich an Aufwuchs auf dem Holz befindet. In Gefangenschaft wird jedes Futter vom Holz, über Gemüse bis hin zu Futtertabletten angenommen. Sehr wichtig und unverzichtbar ist Moorkienholz, welches der Wels in nicht unerheblichen Mengen abraspelt. Aufgrund der erreichbaren Größen hat er einen hohen Stoffumsatz und eine effektive Verdauung. Gute Filterung ist daher erforderlich.

Sozialverhalten und Geschlechtsunterschiede

Ruhige, friedliche Art, die tagsüber in aller Regel in der Dekoration des Beckens verweilt. Untereinander sind die Tiere leicht territorial, sie müssen daher bei gemeinsamer Haltung ausreichend Platz, Sichtbarrieren und Unterstände haben. Zu ernsthaften Verletzungen kommt es allerdings nicht.

Zucht

Die Aquarienzucht ist noch nicht gelungen.

Besondere Anmerkungen

Von L 90 sind anhand der Schwanzwurzelzeichnung mehrere Varianten bekannt, die gelegentlich mit L 90a bis L 90c gekennzeichnet werden. Vermutlich handelt es sich hierbei nur um Standortmodifikationen.

Aus taxonomischer und verbreitungsbiologischer Sicht sind die Funde im Rio Madre Dos Dios besonders hervorzuheben, werfen sie doch einige Fragen auf. Die Fundorte liegen durch Stromschnellen, über die wahrscheinlich keine Fische aufwärts wandern können (R. Numrich, mdl. Mitteilung), vom Unterlauf des Flusses getrennt. Hinzu kommt, daß der Rio Madre Dos Dios über den Rio Madeira entwässert, der stromabwärts von Manaus in den Amazonas mündet. Eine direkte Verbindung zwischen dem Rio Madre Dos Dios und den Vorkommen im Rio Ucayali, ist nicht existent. Wir haben es nach den derzeitigen Kenntnissen der Verbreitung mit einer typischen Arrealsegregation zu tun unter der Annahme, daß es sich um "nur" eine Art handelt. Allerdings bleibt die Frage, wie es zu dieser diskunkten Verteilung kommt, offen. Der anzunehmende Lago Amazonas im Pleistozän und Holozän reicht nicht für die Ableitung eines ehemals geschlossenen Verbreitungsgebietes aus. Ob zu früheren Zeiten bei der Entstehung dieser Art, die Flüsse im östlichen Peru z.T. andere Verläufe und Verbindungen hatten, entzieht sich derzeit meiner Kenntnis. Wie man es auch bewertet, offensichtlich handelt es sich bei dem "Formenkreis" um den L 90 um eine recht "alte" Art. Die phylogenetische Einordnung dieser Art bleibt einer späteren Revision der Gattung Panaque, bei der es wohl auch eine Reihe Neubechreibungen geben dürfte, vorbehalten.

Verwechslungsmöglichkeiten

Keine.

Der Bericht wird bei Bedarf fortgesetzt und ergänzt.

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