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Keifleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha [Duncker, 1904])

Einleitung:

Nach Ausgliederung der Keilfleckbärblinge aus der großen Gattung Rasbora, die eine Sammelgruppe darstellt, in die neue Gattung Trigonostigma durch Kottelat & Witte 1999 wird sich der Aquarianer an diesen neuen Namen gewöhnen müssen. In dieser Gattung sind aktuell 4 Arten enthalten, wovon der Keilfleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha) ein sehr bekannter und lange beliebter Aquarienfisch ist.

Was kleinere Salmler in Südamerika sind die Arten aus den Gattungen Rasbora, Trigonostigma, Boraras und Sundadanio in Südostasien - geradezu ideale Aquarienfische, was Größe und Sozialverhalten angeht.

Synonyme:

Rasbora hengeli Meinken, 1956

Größe und Lebenserwartung:

Bis etwa 4 cm. Die Lebenserwartung im Aquarium liegt bei etwa 4 bis maximal 6 Jahren. In der Natur vermutlich aufgrund hohen Feinddruckes deutlich geringere Lebenserwartung.

Verbreitung und Lebensräume:

Südostasien. Thailand, Indonesien, Sumatra.
Typischer Bewohner von kleineren Regenwaldbächen. Tendeziell eher dunklere Biotope mit viel Holz, Laubeintrag, dunklerem Boden, von den Wasserwerten her weich und leicht sauer, aus der Aquarienhaltung läßt sich eine Bevorzugung von huminsäurereichem Wasser ableiten.

Haltung:

Die Haltung des ruhigen Gruppenfisches ist recht einfach. Der Keilfleckbärbling sollte der zentrale Fisch der mittleren bis oberen Wasserregionen sein. Eine Vergesellschaftung mit anderen Schwarmfischen, vor allem quirligem Temperament wie Sumatrabarben ist nicht empfehlenswert. Ansonsten sind es geradezu ideale Aquarienfische, die man gut mit anderen Freidfischen vergesellschaften kann.
Die Wasserwerte sind idealerweise weich und leicht sauer, also KH 2, GH 4 und pH 6,5 einzustellen. Im Unterschied zu den anderen Keilfleckbärblingen vertragen die T. heteromorpha jedoch auch mittelhartes und neutrales Wasser, zumindest wenn sie aus Nachzuchten stammen. Von einer Anpssung durch die Zucht an härteres Wasser sollte man allerdings nicht reden, denn in der Zucht bleiben sie unverändert Fische mit hohen Ansprüchen an Salzarmut. Das Becken sollte nicht zu hell sein und den Tieren ruhige Ecken im Becken ermöglichen. Als Bodenfische sind kleinere Schmerlen gut geeignet. Fadenfische als weitere Gesellschaft passen ebenso gut zu den Bärblingen.
Als kleine "Raubfische", die alles, was ins Maul passt, fressen, nehmen sie jede Art von Lebend- und Frostfutter entsprechender Größe an. Cyclops, Wasserflöhe, schwarze Mückenlarven, weiße Mückenlarven sind ideales Futter für die Tiere. Vor allem bei carotinreicher Ernährung (lebende Cyclops im Sommer aus besonnten Teichen) entwickelt sich die Farbpracht Bärblinge. Die Männchen werden um den Keil herum wie bei den anderen beiden Keilflecks prächtig orangerot, die Weibchen bleiben etwas blasser. Zeigen eingewöhnte Tiere in geschlechtsreife nicht ihre prächtigen Farben, dann ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, daß sich die Tiere gestört und nicht wohl fühlen. Meistens dürfte "Überbesatz" der mittleren Wasserrregionen als Ursache in Frage kommen.

Sozialverhalten und Geschlechtsunterschiede:

Idealerweise wären die Keilfleckbärblingen (Trigonostigma heteromorpha) in großen gruppen zu pflegen. Wenn man einmal bei einem Händler große "Schwärme" von 300 bis 500 Tieren in einem entsprechend großen Hälterungsbecken erlebt hat, weiß man, was ich damit meine. In wirklich großen gruppen entwickeln die Tiere ein ausgeprägtes Schwarmverhalten. Versucht man dieses im Heim-Aquarium zu erzielen, sollte man schon als untere Grenze 200-300 l Becken und dann Haltung von 30-50 Keilfleckbärblingen empfehlen. Nur mit einigen Bodenfischen zeigt sich sehr schnell dann das dynamische Schwarm- und Gruppenverhalten. In kleineren Becken kann man natürlich nur weniger Tiere pflegen, es sollten aber grundsätzlich nicht weniger 10 Tiere für ein 80er Standardbecken (= 112 l) sein. Die Verhaltensäußerungen sind dann aber andere, die Tiere verlieren ihren Schwarmzusamenhalt und teilen sich das Becken immer wieder auf und verteilen sich im Raum. Ist der Lebensraum ansonsten von äußeren Störungen weitgehend verschont, zeigen die Tiere auch dann ihre außergewöhnliche Farbpracht und werden alsblad mit Balzen anfangen.

Die Männchen sind insgesamt etwas schlanker gebaut und deutlich farbprächtiger um den Keil in der Schwanzwurzel. Die Weibchen hingegen etwas größer, blasser und in Laichstimmung auch fülliger gebaut.

Zucht:

Einer der Gründe für die Ausgliederung der vier genannten Arten aus der Gattung Rasbora in die neue Gattung Trigonostigma ist das Fortpflanzungsverhalten. Ola Ahlander schreibt dazu: "What many ichthyologists and interested aquarists already had suspected was confirmed when Kottelat & Witte 1999 gathered these fishes in an own genus, Trigonostigma. Besides the similar appearance, which differ from the remaining Rasbora-species, these fishes have the special breeding behaviour in common. A beautiful example how aquarists by study the fishes and publish their observations of the fishes behaviour, may help the ichthyologists."

Die folgenden Angaben gelten in etwa für alle drei Keilfleckbärblinge gleichermaßen, so daß sie in allen drei Beschreibungen der Arten aufgenommen werden. Auch wenn der Keilfleckbärbling T. heteromorpha heute ein häufig und regelmäßig gezogener Standardfisch ist, bleibt er in der Zucht anspruchsvoll.

Die Zucht der Keilfleckbärblinge i.w.S. ist alles andere als einfach. Sie sind in ihrer Fortpflanzung extreme Weichwasserspezialisten. GH 1, KH 0-1, pH 5,5 - 6,0 sollte man den Tieren zum Zuchtansatz schon anbieten. Mit Torf, Buchen- oder Eichenlaub, Erlenzapfen aufbereitetes Wasser zeigt sich förderlich, nach alten Literaturangaben hat sich Wasser aus weichen Waldquellen bewährt.
Das Zuchtbecken sollte gut bepflanzt sein, darunter vor allem etwas breitblättrigere, nicht zu hohe Pflanzen wie manche Arten aus der Gattung Cryptocoryne. Das nächste Problem ist die Auswahl geeigneter Zuchtpaare. Dies ist bei den wählerischen Fischen nicht so einfach wie es scheint, denn dem relativ komplizierten Laichakt gehen zahlreiche Scheinpaarungen voraus, die biologisch nur den Sinn haben können, die ablaichenden Tiere genau aufeinander in ihrem Verhalten aufeinander abzustimmen.
Nach zahlreichen Scheinpaarungen laichen die Weibchen an der Unterseite der Pflanzenblätter ab. Dazu dreht es sich in Rückenlage. Beim Keilfleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha) umschlingt das Männchen mit seinem Schwanzstiel den Rücken des Weibchen. In dieser Stellung werden Eier und Samenzellen abgegeben. Die Paarung wird häufig wiederholt. Das Absenken des Wasserstandes im Zuchtbecken fördert die Laichbereitschaft.
Die Jungfische schlüfen nach etwa 24-30 Stunden je nach Temperatur, sind sehr klein und schwimmen nach 3-5 Tagen frei, wo sie mit feinstem Futter wie Pantoffeltierchen gefüttert werden. Später werden Artemia-Nauplien oder fein ausgesiebtes Tümpelfutter angenommen.
In der Literatur findet man immer wieder Angaben, daß die Elterntiere arge Laichräuber sind. Dies kann bei so einem komplizierten Laichverhalten biologisch (ethologisch) jedoch kaum sinnvoll sein, wieso sollten denn die Elterntiere viel in das Laichverhalten investieren, wenn sie anschließend ihre Eier auffressen ? Es ist eher anzunehmen, daß die Keilfeckbärblinge i.w.S. erste Vorstufen für eine Art Brutpflege entwickelt haben, wobei erste Vorstufen sich hier nur auf das Ablaichverhalten und die Wahl des Eiablagestandortes beschränkt. Dies schließt laichräuberisches Verhalten unter natürlichen Bedingungen eigentlich aus. Im Aquarium mit seinen beengten Verhältnissen sieht dies anders aus. Mit Erschöpfen des Laichaktes verschwindet auch das Ignorieren der Eier, dann handelt es sich bei dem potentiellen Nachwuchs um willkommenes Futter. Es ist, vorausgesetzt, man legt Wert auf etwas Produktivität bei den Nachzuchten, sinnvoll, die Alttiere nach dem Ablaichen aus dem Zuchtbecken zu entfernen.
In dicht strukturierten, stark bepflanzten Artaquarien, kommt es bei geeigneten Wasserwerten und Fütterung immer wieder einmal zum Ablaichen von Tieren (hier der Keilfleckbarbe - T. heteromorpha), meistens unbemerkt vom Pfleger und dieser wundert sich Wochen oder Monate später, daß sich sein Fischbestand vermehrt hat. Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

Verwechslungsmöglichkeiten:

Bei ungenauer Betrachtung bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit jüngeren Hengels Keilfleckbärblingen (Trigonostigma hengeli) und Espes Keilfleckbärblingen (Trigonostigma espei).

Gefährdung:

Nicht gefährdet nach IUCN Red List.

Besondere Anmerkungen:

Die Bärblinge dieser Gattung tendieren in ihrem Sozialverhalten in Richtung der echten Schwarmfische. Ein Schwarm beginnt nicht bei 5, 10 oder 20 Tieren, sondern erst dann, wenn ein Individuum in einer Gruppe sich von seinen Körperstrukturen her auflöst, die Grenze für die Bildung eines Schwarmes ist von Art zu Art unterschiedlich und kann durchaus mehrere Hundert Tiere als untere Grenze bedeuten. Beim Schreiben file mir auf, daß es ein recht einfaches Maß gibt aus menschlicher Sicht. Ein Schwarm beginnt dann ein Schwarm zu werden, wenn es mir als Fotograph nicht mehr gelingt, einzelne Individuen richtig auf dem Fotofilm abzubilden, sondern immer zahlreiche, d.h. fast ungezählte Tiere auf dem Abzug zu sehen sind. Das hört sich etwas umständlich und unsinnig an, bei Versuchen von mehr 500 Wildfängen von Keilfleckbärblingen diese "vernünftig" zu fotographieren, geschah genau dieses, es war unmöglich, brauchbare Bilder von Individuen zu erhalten. Für weitere Erläuertungen sei auf den Artikel zu Schwarmfischen hingewiesen.

Wildfänge der Keilfleckbarbe sind heutzutage nur ausnahmsweise im Handel anzutreffen, da Fang, Zwischenhälterung und Export im Vergleich zur Zucht zu teuer sind und die Tiere daher kaum verkaufbar sind. Dies ist ohne Zweifel zu befürworten und ein Beispiel dafür, daß Nachzuchten zur Verringerung bis zum vollständigen Verzicht von Naturentnahmen und damit einen erheblichen Beitrag zum Natur- und Artenschutz leisten können.
Wenn man allerdings mal Wildfangimporte des Keilfleckbärblings gesehen hat, fallen doch einige Unterschiede zu den Nachzuchttieren auf. Ales erstes zeigen Wildfänge schon ab einer Größe von etwa 2,5 cm Färbungsmerkamle der erwachsenen, geschlechtsreifen Tiere. Auffallender ist noch der Körperbau, nach meinen Beobachtungen sind Wildfänge der Keilfleckbärblinge insgesamt schlanker gebaut und nicht so hochrückig wie Nachzuchttiere. Dies ist allerdings eine Einzelbeobachtung und bedarf mit Sicherheit weiterer Bestätigung, evtl. auch durch die Erfassung morphometerischer Werte.
Wie fast alle Tierarten in kommerzieller Zucht neigen auch die Keilfleckbärblinge zur Ausbildung von Farbabberationen. Diese trten zwar auf genetischer Basis zu vestimmten Prozentsätzen auch in der Natur auf, werden dort jedoch fast immer schnell und effektiv ausselektiert, so daß sich die Merkmale genetisch nicht manifestieren können, d.h. das es nicht zur Ausbildung erbreiner Stämme dieses abweichenden Zeichnungsmusters kommt. Bei der Keilfleckbarbe existieren ähnlich wie der Sumatrabarbe halbalbinotische Formen mit verringerter Schwatzzeichnung und verstärktem Auftreten von gold-orangen Farbtönen. Eine zweite Linie stellen Tiere dar, bei denen die Scharzzeichnung nicht mehr ausschließlich auf den Keil beschränkt ist, sondern dieser sich im vorderen Teil etwas auflöst und die Melanophoren weiter in den Vorderkörper ausgebildet werden. Diese Bärblinge zeigen dann in der vorderen Körperhälfte ein schwärzlich auslaufendes Zeichnungsmuster.

Literatur und Links:
  1. Ahlander, O.: Genus Trigonostigma Kottelat & Witte 1999.
  2. Sterba, G. (1990): Süßwasserfische der Welt. - Stuttgart.
Copyright:
Dr. Ralf Rombach (2003).
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