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Kranke Fische - was tun ? Einige Tips

Teil 1

1. Eine genaue Diagnose ist notwendig. Symptome wie dicker Bauch, Flossenklemmen, schnelles Atmen usw. sind noch kein direkter Hinweis auf einen Erreger. Der einzige Erreger, den man ohne Mikroskop eindeutig identifizieren kann, ist Ichthyophthirius.

2. Zahlreiche Hausmittel sind gesundheitsgefährdend. Hierzu gehört auch das oft empfohlene Malachitgrünoxalat, aber auch z.B. Formalin, Metronidazol etc. Dessen muß man sich bei der Anwendung bewußt sein und entsprechend handeln. Auf der einen Seite wird eine Menge Geld für formalinfreie Holzplatten, Möbel und Textilien ausgegeben, auf der anderen Seite schüttet man das 100 fache von dem, was man sonst abbekommen hätte mal eben am Samstag ins Aquarium.

3. Bei Antibiotika sieht die Sache noch schlimmer aus. Bakterien auf Zierfischen sind zwischenzeitlich hochgradig resistent. Das an sich würde zwar nur bedeuten, daß man die Zierfische nicht mehr mit diesen Antibiotika behandeln kann, aber es hat noch einen zweiten Effekt: Bakterien sind in der Lage, Gene horizontal, d.h. vom ausgewachsenen Bakterium zum ausgewachsenen Bakterium weiterzugeben. Dabei überspringen sie mühelos Artgrenzen.
Ein Fisch mit multiresistenten Bakterien im Haus kann also im schlimmsten Fall bedeuten, daß auch zahlreiche andere Bakterien gegen diese Antibiotika bereits resistent sind, darunter auch Bakterien, die beim Menschen schwere Krankheiten auslösen und eigentlich problemlos zu behandeln sein müssten.

4. Die Empfehlung "wenn du weißen Kot hast, schmeiß Metronidazol ins Becken" ist nicht nur falsch, es ist eine Aufforderung zu einer Straftat, nämlich zu einem Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz. Weißer Kot ist keine Krankheit in engerem Sinne, sondern ein Symptom mit u.U. vielfältigen Ursachen, die gelegentlich sogar nur in den Hälterungsbedingungen zu suchen sind.

5. Immer sollte die Vermeidung von Krankheiten der wichtigste Punkt sein. Hierzu gehören artgerechte Fischhaltung, denn nur Fische, die sich wohlfühlen, bleiben gesund. Gute Wasserqualität, ausreichende, aber nicht zu starke Hygiene gehören ebenso dazu wie passende Gesellschaft und angemessenes Futter. Über Maßnahmen wie Quarantaine und regelmäßige Beobachtung brauchen wir in diesem Zusammenhang kaum zu diskutieren.

Teil 2: Erste Schritte und Denkansätze

1. Sichtbare, auf der Haut liegende Trübungen, Pünktchen, Knötchen oder weißlicher Belag.

Meistens handelt es sich um Ciliaten (Wimperntierchen), darunter eben auch Ichthyophthirius multifiis als Erreger der Pünktchenkrankheit.

Behandlung: Alle Erreger reagieren auf Malachitgrünoxalat, erhältlich in zahreichen Medikamenten. Behandlungsdauer grundsätzlich 10 Tage. Es sei angemerkt, daß nur die grüne Form, also wenn das Becken eingefärbt ist, gegen die Erreger wirkt. Mittlerweile gibt es anscheinend Bakterienstämme in Aquarien, die sich mit ihrem Stoffwechsel auf den schnellen Abbau des Malachitgrünes spezialisiert haben.

Alternative Behandlungen bei Außenparasiten wäre die Salzbehandlung, von der es mehrere Varianten gibt.

Salz ins Becken: Man fängt mit einer Dosis von 1 g Salz / l Wasser an und erhöht diese Stück für Stück auf maximal 3 g / l. Achtung. Bei höheren Dosierungen kommt es zu Pflanzenwuchsschäden.

Einfache Hauttrüber sind sehr leicht und gut damit behandelbar. Die Behandlung kann je nach Schwere des Befalls aber durchaus einige Wochen dauern.

Salzbad separat. Man nimmt den Fisch, setzt ihn in einem 10 l mit Aquarium-Wasser und gibt etwa 10 g Salz / l hinzu. Behandlungsdauer maximal 15 Minuten, bei kleineren Fischen weniger. Wiederholung der Behandlung bis zu maximal dreimal täglich.

Schockbäder: Bei schwerstem Befall kann man die Salzdosis bis zu 30 g /l erhöhen. Achtung. Viele Tiere reagieren mit Kiemenverletzungen / verätzungen darauf. Behandlungsdauer: Maximal 15 Minuten. Sobald die Tiere anfangen "umzufallen", raus mit ihnen aus dem Eimer. Nur anzuwenden bei schwersten Befällen, wenn alles andere versagt.

Welches Salz man verwendet, ist egal. Gut bewährt haben sich einfachstes Kochsalz, auch jodiertes Salz, auch wenn man immer anderes liest, oder fast noch besser, Meersalz.

2. Alternative: Temperaturbehandlung. Diese kann bei den meisten tropischen Süßwasserfischen durchaus auf 33° angehoben werden für 14 Tage. Fast alle Hautparasiten stellen bei den hohen Temp. Die Entwicklung ein und sterben ab. Die Dauer von 14 Tagen ist zwingend.

3. Alternative: Oxidierende Medikamente auf Natriumperboratbasis oder einfach Wasserstoffperoxid in 3 %iger Lösung. Diese "ätzen" die Schleimhaut ebenfalls an und führen zum Abwurf dieser inkl. Parasiten. Behandlungserfolg sehr wechselhaft, mal greift er, mal greift er nicht.

Diese Maßnahmen greifen nur bei äußerlichen Hautparasiten, bedingt bei bakteriellen Flosseninfektionen. Bei Pilzerkrankungen je nach Pilzart ist vor allem mit Salzbehandlung gut zu arbeiten mit guten Erfolgen. Unterstützend können Medikament mit Acriflavin und Methylenblau eingesetzt werden bei Pilzerkrankungen.

2. Innere Erkrankungen.

Symptome: Meist blutunterlaufene Stellen, äußerlich gut sichtbar. Es handelt sich dabei um Gewebsblutungen, also schlicht geplatzten Blutgefäßen. Erreger sind in weit mehr als 90 % der Fälle Bakterien aus der Aeromonas und Pseudomonas Verwandtschaft. Fischtuberkulose ist die bekannteste Krankheit. In Endstadien brechen diese Stellen oftmals auf und es ergeben sich blutige Krater und Geschwüre. Diese Fische sind absolut verloren und sofort zu töten, weil sie massiv das ganze Becken mit den Erreger regelrecht überschwemmen.

Maßnahmen: heutzutage kaum noch möglich. Die Erreger sind mittlerweile so gut wie gegen alle Antibiotika resistent. Offene Geschwüre bei größeren Fischen kann man mit Kaliumpermanganatlösung abtupfen, Mercuchrom geht auch. Achtung, das sind für die Fische sehr schmerzhafte Prozeduren, sie leiden richtig darunter. Sind die Fische aber sonst in einer guten Kondition, haben sie trotz des Bakterienbefalls oft eine gute Chance zu überleben und selbst mit der Erkrankung alt zu werden.

Behandlungen mit Antibiotika sind meist schwierig, vor allem in der Dosierung, da wir über den Abbau der Stoffe wenig wissen und die Bakterienpopulationen unterschiedlich schnell reagieren. In aller Regel schädigt man mit Mitteln wie Sera bactopur direct oder JBL aquafuran die Mikrobiologie des Beckens stark, das kann bis zum Filterausfall, d.h. kompletter Zusammenbruch der Filterbakterien, gehen. Ein Neueinfahren des Beckens mit allen Risiken des Nitritpeaks ist zu erwarten.

In der Folge geht es um Beckenhygiene, um das Risiko einer Ausbreitung eines Bakteriums zu verringern, also die Keimdichte im Wasser zu drücken.

Einfachste Maßnahme ist immer Wasserwechsel, je mehr desto besser. UVC Brenner können unterstützend wirken. Ich habe damit schon recht gute Erfolge erzielen können.

So, die weiteren Erkrankungen wie Lymphocystis, Ichthyophonus und k.o. bleiben hier vorerst mal auf Seite, sie sind in der Masse eher selten und erfordern andere speziellere Maßnahmen.

In der Zusammenfassung:

1. Wasserhygiene, viel Wasserwechsel für eine Verringerung der Keimdichte. Man kann auch schnellwachsende Stengelpflanzen wie Limnophila sessiliflora einsetzen, die wirken in einer mir bisher unbekannten Form antibakteriell.

Behandelbar damit sind Pilzerkrankungen, bakterielle Flossenfäule (wenn nicht in Endstadien mit halb zerfaulten Flossen), nicht behandelbar damit ist Ichthyo.

2. Bei stärkeren bakteriellen Infektion kann ein UV Brenner Einsatz finden, der wirkt dem Wasserwechsel sehr unterstützend.

3. Malchitgrünmedikamente wirken gegen Ichthyo sehr gut. Alternativ hier kann man mit Temp. Bis 33°C arbeiten. Es gibt noch die Beckenaustauschbehandlung, d.h. die Tiere alle 12 Stunden in keimfreie Becken umsetzen, die ist aber recht aufwendig. Salzbehandlung kann bei schwachem Befall wirken.

3. Methylenblaubehandlung oder Acriflvain bei Pilzerkrankungen. Alternativ auch hier Salzbehandlung.

4. Salzbehandlung bei bakteriellen Flossenfäule und leichten Pilzerkrankungen wie zuvor beschrieben.

5. Behandlungen mit Kupfersulfat-Medikamenten sind oft sehr wirkungsvoll, aber tragen hohe Nebenwirkungsrisiken mit sich. Letztlich setzt man darauf, daß ein Fisch weniger anfällig auf das Kupfer reagiert als der Parasit. Das ist so wie den teufel mit dem Belzebub austreiben. Wenn Einsatz solcher Medis, dann in separaten Behältern, nicht im Aquarium. Gleichzeitig kann man im Aquarium auch arbeiten, z.B., durch nahezu 100 % Wasserwechsel, dann aber mit temperiertem Wasser und kräftig den Boden absaugen.

Mit diesen Maßnahmen bekommt man mehr als 90 % aller Fischkrankheiten gut in den Griff.

Echte bakterielle Infektionen wie Fischtuberkulose sind heute nicht mehr behandelbar, auch die Bauchwassersucht ist so ein Fall, zumal es sich dabei nicht um einen Krankheitserreger, sondern um ein Symptom handelt, Erreger sind Viren, Bakterien und schlechte Hälterungsbedingungen.

Copyright by Tobias Möser (Leichlingen) und Dr. Ralf Rombach (Rech).
Der Text wurde ursprünglich am 04.12.2003 im Zierfisch-Forum publiziert.

Weiterführende Artikel

  1. Die Weißpünktchen-Krankheit (Ichthyophthirius mulitifiis) von Tobias Möeser (Leichlingen) und Dr. Ralf Rombach (Rech).

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