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Dreilinien-Panzerwels (Corydoras trilineatus Cope, 1872)

Einleitung

Neben den fast ausschließlich als Nachzuchten im Handel erhältlichen Marmoriertem und Metall-Panzerwels sind der Dreilinige Panzerwels (Corydoras trilineatus) und einer seiner nahen Verwandten, der Leopard-Panzerwels (Corydoras julii) die häufigsten erhältlichen Panzerwelse. Die beiden letztgenannetn Arten sind in der bei weitem überwiegenden Mehrzahl Wildfänge. Sie gehören zu den attraktiven und häufig gepflegten Panzerwelsen.

Größe und Lebenserwartung

Bis etwa 6 cm. Über die Lebenserwartung liegen kaum gesicherte Angaben vor. Es ist jedoch von etwa 8 Jahren auszugehen.

Verbreitung

Peru: Oberer Amazonas, Rio Ucayali, Rio Utiquina, Rio Ampicyacu, Rio Nanay, Rio Yavari, Rio Madre Dos Dios (nach Seuss 1997) und andere. Brasilien: Stromgebiet des oberen Amazonas. Siehe auch Verwechslungsmöglichkeiten, da die genaue Verbreitung dieser recht variablen Art auch stark von der Einschätzung des Artstatus oder ihres Umfanges abhängt.

Haltung

Die Haltung ist relativ einfach. Dreilinien-Panzerwelse sind sehr gesellige Tiere. Man sollte durchaus Gruppen von 10 Tieren und mehr halten. Als Bodengrund ist feiner Sand zu wählen, da Corydoras trilineatus nach eigener Erfahrung zu den bartelanfälligen Panzerwelsen gehört, d.h. bei Haltung auf zu grobem Bodenmaterial kommt es häufig zu Einschmelzungen der Barteln. Die Bepflanzung ist eher zweitranging, jedoch benötigen die Tiere unbedingt Versteckmöglichkeiten und einige abgedunkelte Unterstellplätze unter Wurzeln beispielsweise, wo sie ihre Ruhephasen einzeln oder in kleinen Gruppen verbringen. Corydoras trilineatus ist nach meiner Erfahrung einer der scheueren Panzerwelse, die auch nach längerer Eingewöhnung eher ein zurückgezogenes Leben führen. Größere Störungen am und im Becken sind daher nach Möglichkeit zu vermeiden. So kann ich beispielsweise bei meiner Gruppe von 18 Tieren in einem Aquarium nie mehr als 4-5 Tiere gleichzeitig sehen.

Dieser Panzerwels benötigt zum Wohlbefinden sauberes, frisches Wasser, d.h. der regelmäßige wöchentliche Teilwasserwechsel sollte eingehalten und nicht versäumt werden. Auch wenn die Panzerwelse höhere Toleranzen gegen mittelhartes und leicht alkalisches Wasser haben, sind die bevorzugten Wasserwerte eher weich bis sehr weich und leicht sauer. Gute Hälterungsbedingungen wären daher GH 4-6, KH 2-3 und pH um 6,5 bei einer Temperatur von 26

In der Eingewöhnungsphase kann es vorkommen, daß die Tiere selbst bei idealen Hälterungsbedingungen oft einige Wochen sehr unruhig sind. Dies macht sich an stundenlangem Auf- und Abschwimmen an den Seitenscheiben oder an der Rückwand des Aquariums bemerkbar. Selbst die Futteraufnahme ist zu der Zeit eher gering oder wird mehr auf die Nacht verlegt. Daher sollte man die Tiere in den ersten Wochen bevorzugt abends füttern und Unruhe im Raum und im Becken vermeiden.

Die Ernährung ist einfach. Sie nehmen bevorzugt Lebend- und Frostfutter, hier sind insbondere schwarze und weiße Mückenlarven zu erwähnen, aber auch Artemia, Cyclops und Wasserflöhe werden gerne genommen. Eine ausreichende Ernährung ist wichtig, d.h. es muß darauf geachtet werden, daß die Tiere in Gesellschaftsbecken am Boden ausreichend Nahrung finden.

Sozialverhalten und Geschlechtsunterschiede

Friedliche Art, in Gruppen ab 10 Tieren sehr gut zu halten. Man sollte bei der Vergesellschaftung darauf achten, daß die Tiere nicht mit anderen bodennah lebenden Fischen in Konflikt geraten, was den zur Verfügung stehenden Platz angeht.

Die Geschlechter sind nicht ganz einfach zu unterscheiden. In Aufsicht, also von oben, sind die größer werdenden weiblichen Tiere im vorderen Drittel deutlich breiter gebaut als die schlankeren Männchen. Bei guter, abwechslungsreicher Fütterung ist auch die Bauchlinie bei ihnen stärker gewölbt.

Zucht

Die Zucht von Corydoras trilineatus unterscheidet sich im Grundsatz nicht von der anderer Panzerwelsarten. Allerdings gehören sie nach meiner Erfahrung nicht gerade zu den leicht züchtbaren Arten. Gezielte Zuchtansätze führten bei mir meist zu keinen Ergebnissen, hingegen kommt in gut strukturierten Artbecken oder solchen ohne jegliche Freßfeinde für die Jungfische immer wieder Nachwuchs durch.

Die Tiere sind nach meiner Erfahrung Saisonlaicher vorzugsweise in den Wintermonaten. Laichwillige oder laichreife Tiere lassen sich durch größere Wasserwechsel, bei denen es zu einem Temperaturabfall kommt, gut zum Ablaichen anregen, daß bei meinen Tieren vorzugsweise in den Abendstunden stattfindet. Zum Wasserwechsel verwende ich ausschließlich fast reines Osmosewasser, so daß neben dem Temperaturabfall auch der Leitwert sinkt und sich andere Wasserparameter, z.B. der pH Wert wenigstens kurzfristig verändern. Welcher der Faktoren nun für das Ablaichen verantwortlich ist, sei dahingestellt. Im Unterschied zu Corydoras sterbai konnte bei Corydoras trilineatus keine Abhängigkeit der Laichwilligkeit vom Luftdruck, insbesondere Luftdruckabfall beoachtet werden.

Für weitere Angaben zur Fortpflanzung s. Corydoras sterbai

Besondere Anmerkungen

Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, daß Corydoras trilineatus zu den Panzerwelsen gehört, die bei Haltung auf zu groben und scharfkantigem Material zu Entzündungen und Einschmelzungen der Barteln gehört.

Verwechslungsmöglichkeiten

Sich über die Verwechslungsmöglichkeiten von Corydoras trilineatus auszulassen, ist ein schwieriges und derzeit wohl zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Bei der doch recht weit verbreiteten Art handelt es sich um eine variable Spezies, die nicht so ganz einfach in ein taxonomisches System klar abgegrenzt unterzubringen ist. Schaut man sich die verschiedenen Panzerwelsarten genauer an, so trifft man gerade bei den im weiteren Sinne punktierten Arten doch eine große Fülle verschiedener Formen, wobei mehrere Linien von Ausprägungen erkennbar sind. In der folgenden Übersicht sind nur zwei der Formenkreise punktierter Panzerwelse ausfgeführt, die mit einem schwatzen Fleck in der Rückenflosse und die ohne einen solchen. Zieht man den Kreis weiter, läßt sich mindestens eine weitere Gruppe ausgrenzen, die mit einem mehr oder weniger großen schwarzen Keil, der vom Beginn der Rückenflosse auf den Vorderkörper übergreift. Die Panzerwelse mit Augenbinden seien mal aussen vorgelassen. Auch die Unterschiedung zwischen Lang- und Kurzschnäuzern ist an dieser Stelle nicht weiter berücksichtigt.

Arten mit Schwarzzeichnungen in der Rückenflosse Arten ohne Schwarzzeichnung in der Rückenflosse
Corydoras copei Corydoras acrensis
Corydoras geryi Corydoras araguaiaensis
Corydoras gomezi Corydoras blochi
Corydoras julii Corydoras boehlkei
Corydoras lamberti Corydoras maculifer
Corydoras leopardus Corydoras osteocarus
Corydoras orphnopterus Corydoras spec. C 120
Corydoras punctatus

Interessant ist vor allem der in 2003 eingeführte C 120 (Evers 2003). Die Tiere stammen aus dem Rio Madre de Dios und sind dem Corydoras trilineatus sehr ähnlich (ohne Dorsalfleck), jedoch etwas hochrückiger gebaut. Eine weitere Form mit Dorsalfleck war in geringerer Anzahl bei den Exporten aus diesem südperuanischen Fluß enthalten. Interessant ist die Verbreitungsangabe bei Seuss (1997) für C. trilineatus, da er ebenfalls den Rio Madre de Dios angibt. Ob diese Angabe wirklich sich auf C. trilineatus oder auf einen der neuen Panzerwelse bezieht, sei dahin gestellt. Anfang 2003 konnten vom Autor dieses Artikels ebenfalls Dreilinien-Panzerwelse aus Peru gesichtet werden. Diese unterschieden sich von den "normalen" C. trilineatus durch ein sehr lockeres, also weit voneinander abgesetztes Wurmlinienmuster auf dem Kopf. Ob es sich dabei um eine weitere "Art" aus diesem Formenkreis handelt, ist mir unbekannt.

Es muß meiner Meinung nach weiteren Forschungen überlassen bleiben, die zahlreichen Formen kritisch nach phylogenetischen Merkmalen zu sichten.

Literatur:

  1. Evers, H.G. (1994): Panzerwelse. Aspidoras, Brochis, Corydoras. - Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer). ISBN3-8001-7286-0
  2. Evers, H.G. (2003): Weitere Panzerwelse aus dem Rio Madre de Dios.- DATZ 12/2003, 16-17.
  3. Seuss, W. (1997): Die phaszinierende Welt der Corydoras.- Landbuch-Verlag.

Copyright

Text: R. Rombach (Rech) 2004.
Foto: Achim Werckenthin.

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