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Barschartige (Perciformes)

Flossenblätter (Monodactylidae)

Monodactykus argenteus (L., 1758)

Monodactylus sebae (Cuvier, 1829)

Einleitung:

Silberflossenblättern werden im Handel recht häufig angeboten, dennoch können die wenigsten Halter den Fischen gute Bedingungen bieten. Man hört immer wieder von Beratungen, daß die Tiere an Süsswasser gewöhnt seien, sie würden maximal 10 cm gross und man kann sie gut vergesellschaften. Meist sind die Tiere im Handel etwa so groß wie die frühere 5-DM-Münze und wirken dann sehr verlockend. Allerdings sind bei genauer Betrachtung die Silberflossenblätter "Problemfische". Eines vorab, es sind Brackwasserfische, im Alter sogar mit eindeutiger Tendenz ins Meerwasser.
Die Familie der Flossenblätter (Monodactylidae) gehört zu den Barschartigen marinen Ursprungs. Sie besteht aus nur vier oder fünf Arten (man ist sich da wohl nicht sicher, fishbase gibt nur 3 Arten als valide an), von denen aber (wahrscheinlich) nur zwei Arten regelmässig nach Deutschland eingeführt werden. Hierbei handelt es sich in erster Linie um das Silberflossenblatt Monodactylus argenteus, welches von der ostafrikanischen Küste über Südasien bis Australien vorkommt. Seltener ist das Afrikanische oder Hohes Flossenblatt (Monodactylus sebae) von der westafrikanischen Küste im Handel anzutreffen.


Beschreibung und Größe:

Auffällig sind die Flossenblätter durch ihren rhombenförmigen Körper und ihre sehr grossen Augen. Farblich sind sie eher unaufällig, eine Unterscheidung der Geschlechter ist nicht möglich. Monodactylus argenteus wird in der Natur ca. 25 cm lang und ebenso hoch; Monodactylus sebae wird etwa 20 cm lang und 25 cm hoch.
Es gibt noch eine dem Monodactylus argenteus sehr ähnliche Art, Monodactylus falciformis, die laut fishbase.org bis 31cm lang wird und Monodactylus kottelati, die "Zwerge"mit ca 8cm.


Verbreitung:

Monodactylus argenteus: Westlicher Pazifik, Indischer Ozean, vorzugsweise entlang der Küsten von Südafrika über Ostafrika bis in Rote Meer, Küsten des Indischen Subkontinents, tropisches Südostasien bis Ostküste Australiens.



Monodactylus sebae: Westafrikanische Küste von den Kanarischen Inseln bis Angola.



Synonyme:

Monodactylus argenteus (L., 1758)
Chaetodon argenteus L., 1758
Psettus argenteus (L., 1758)
Scomber rhombeus Forsskal, 1775
Psettus rhombeus (Forsskal, 1775)


Monodactylus sebae (Cuvier, 1829)
Chaetodon rhombeus Bloch & Schneider, 1801
Psettus sebae Cuvier, 1829
Psettias sebae (Cuvier, 1829)


Haltung im Aquarium:

1. Wachstum:
Im Aquarium scheinen die Tiere ihr Wachstum vorzeitig einzustellen. Die drei grössten und ältesten Exemplare, die in einem "normalen" Heimaquarium von Monodactylus argenteus gesehen habe, waren 17cm lang und fast 10 Jahre alt. Das Aquarium (Meerwasser) war 200 cm lang, 60 cm breit und 70 cm hoch. Im gleichen Becken schwammen auch 4 Monodactylus sebae, die etwa 16-18 cm lang und 5 Jahre alt waren. Diese waren nach Aussage des Besitzers zu diesem Zeitpunkt seit über einem Jahr nicht mehr gewachsen. Bei mir wurden Monodactylus argenteus auch nie grösser als 16 cm. Drei Exemplare, die ich nach 5 Jahren Haltung abgegeben habe, kamen in ein Schaubecken mit drei Meter langer und 1,5 Meter hoher Frontscheibe zu fast 25 cm langen Artgenossen und wuchsen nicht mehr; die grossen Tiere kamen bereits in dieser Grösse in das Aquarium. Auffällig an diesen Flossenblättern war ihr um einiges "massigerer" Körper und einen deutlicheren Stirnbuckel. Man muss wohl zu dem Schluß kommen, dass man Monodactylus argenteus im normalen Aquarium keine geeigneten Lebensbedingungen bieten kann und sie zu "Kümmerlingen" werden.
Bei Monodactylus sebae ist der Kümmerwuchs weniger ausgeprägt. Sie werden genauso kräftig wie adulte Wildfänge, nur bleiben sie etwas kleiner.

2. Wasser:
Die oft zu hörende Aussage: "Die Fische sind an Süsswasser gewöhnt" stimmt nur bedingt. Die kleinen Jungtiere aus dem Handel kann man durchaus kurzzeitig in hartem Süsswasser halten. In der Natur wachsen die Jungen in den Brackwassergebieten (Mangroven, Ästuarien, Flussmündungen) auf und ziehen auch die Flüsse hinauf. Ab einer Grösse von 4-5 cm muss man sie in Brackwasser halten, die Dichte des Wassers kann jetzt zwischen 1,005-1,015 schwanken. Ab ca 8-10 cm 1,010-1,020. Ab 10-12 cm sollte es nicht mehr unter 1,020 gehen, Meerwasser ist angesagt. Ab dieser Grösse kann man Silberblätter auch weiterhin in Brackwasser halten, tut ihnen damit aber keinen Gefallen! Als ich 10 cm grosse Silberflossenblätter in ein Meerwasserwasseraquarium setzte, blühten sie regelrecht auf. Das mit der Zeit verblasste Gelb der Flossen wurde wieder sehr kräftig und die Fische wirkten "gelassener".

3. Sozialverhalten: Die Tiere sind keine friedlichen Schwarmfische.
Monodactylus argenteus sind recht nervöse, schnelle Schwimmer, die auf Störungen sehr schreckhaft reagieren, wohingegen Monodactylus sebae sich schneller an den Halter gewöhnen und lassen sich dann auch durch Hantieren im Aquarium nicht mehr stören. Erstere reagieren immer noch panisch. Sie werden mit dem Alter etwas gelassener, aber niemals ruhig. Das heisst noch lange nicht, dass sie friedlich sind. Zu nicht zu kleinen Mitbewohnern (die werden sonst gefressen) sind sie in der Regel friedlich, doch sollte die Gesellschaft durchsetzungsfähig sein, da die Flossenblätter schnelle und "gnadenlose" Fresser sind. Sie benötigen kräftiges Lebend- und Frostfutter und haben einen regen Stoffwechsel. Bei ausreichender Beckengröße kann man ein regelrechtes Rudeljagen beobachten. Im Gegensatz zu Monodactylus sebae gibt es bei Monodactylus argenteus auch Algen-Caulerpafresser, das scheint aber eine individuelle Vorliebe zu sein.
Alle Silberblätter neigen auch zu innerartlichen Aggressionen,die in zu kleinen Becken zu Problemen führen können. Als ich meine vier Monodactylus sebae in einem 60 cm Würfel für zwei Wochen "zwischenhältern" (ihre Grösse war zu diesem Zeitpunkt 5-7 cm) musste, bildete sich die vorher schon angedeutete Hackordnung noch viel stärker heraus; der Kleinste wurde nachher nur noch zur Fütterung aus seiner Nische herausgelassen.
In der Natur kann man beobachten, dass sich Flossenblätter zu Schwärmen zusammenschliessen. Im Aquarium sind es eher Gruppentiere mit losem Zusammenhalt. Selbst in einem sehr großen Schauaquarium, das mit einem Plexiglastunnel begehbar ist (Burgers Zoo in Arnheim) war keine echte Schwarmbildung zu beobachten. Beide Arten zu vergesellschaften kann auch zu Problemen führen (Konkurrenz).


Zusammenfassung:

Am Schluss fasse ich nochmal zusammen, was für die Haltung von Silberblättern wichtig ist.
Wenn man dauerhaft das häufig angebotene Silberflossenblatt halten will,muss man für die adulten Fische ein Meerwasseraquarium von mind. 180 cm Länge und 60 cm Höhe haben, oder die Tiere abgeben, wenn man denn einen Abnehmer hat. Ich habe selbst Monodactylus lange im Brackwasser gepflegt und wenn es soweit war, die Tiere abgegeben. Meine derzeitigen Monodactylus sebae werden bald in ein ein Meerwasseraquarium umziehen. Über die hohen Sebaes habe ich schon öfter gelesen, dass sie weniger auf reines Meerwasser angewiesen sind. Trotzdem halte ich solches für adulte Monodactylus sebae für angebracht. Für die "Hochrückigen" sollte das Aquarium 150 cm lang und, wichtig, mind.70 cm hoch sein. Sie sind ja höher als lang!
Sehr viel freier Schwimmraum ist genauso wichtig wie einige Rückzugsmöglichkeiten bei Unruhe oder Rangeleien.
Man sollte sich gut überlegen, ob man Silberblättern gute Bedingungen bieten kann, was übrigens im gleichen Maße für Argusfische und natürlich Arius-Welse gilt.


Sonstige Anmerkungen:

Silberflossenblätter sind gelegentlich sehr schwierig in der Eingewöhnung. Hier kann es bei nicht stabilen Tieren zu hohen Verlusten kommen, wobei meistens bakterielle Erkrankungen gekoppelt mit sekundären Verpilzungen auftreten. Die Ursachen sind schwer zu ermitteln, sie könnten in einer ungeeigneten Zwischenhälterung in reinem Süßwasser liegen, wodurch es zu einer Schwächung der Tiere in Zusammenhang mit unzureichender Ernährung kommen könnte. Der Keimdruck spielt eine zusätzliche hohe Rolle.
Man achte daher beim Erwerb von Flossenblättern auf eingewöhnte, gesunde und aktive Tiere.


Copyright:

Markus Schulz - 2004.

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