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Hengels Keifleckbärbling (Trigonostigma hengeli [Meinken, 1956])

Einleitung:

Nach Ausgliederung der Keilfleckbärblinge aus der großen Gattung Rasbora, die eine Sammelgruppe darstellt, in die neue Gattung Trigonostigma durch Kottelat & Witte 1999 wird sich der Aquarianer an diesen neuen Namen gewöhnen müssen. In dieser Gattung sind aktuell 4 Arten enthalten, wovon der Keilfleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha) ein sehr bekannter und lange beliebter Aquarienfisch ist. Die jüngeren, alle von Meinken beschriebenen Arten T. hengeli und T. espei sind deutlich seltener in unseren Aquarien anzutreffen, die vierte Art T. somphongsi ist eine ausgesprochene Rarität.

Was kleinere Salmler in Südamerika sind die Arten aus den Gattungen Rasbora, Trigonostigma, Boraras und Sundadanio in Südostasien - geradezu ideale Aquarienfische, was Größe und Sozialverhalten angeht.

Synonyme:

Rasbora hengeli Meinken, 1956

Größe und Lebenserwartung:

Bis etwa 3 cm. Die Lebenserwartung im Aquarium liegt bei etwa 4 bis maximal 6 Jahre. In der Natur vermutlich aufgrund hohen Feinddruckes deutlich geringere Lebenserwartung bis etwa 2 Jahre.

Verbreitung und Lebensräume:

Südostasien. Indonesien, Malaysia (Borneo und Sumatra).
Typischer Bewohner von kleineren Regenwaldbächen. Tendeziell eher dunklere Biotope mit viel Holz, Laubeintrag, dunklerem Boden, von den Wasserwerten her weich und leicht sauer, aus der Aquarienhaltung läßt sich eine Bevorzugung von huminsäurereichem Wasser ableiten.

Haltung:

Die Haltung des ruhigen Gruppenfisches ist recht einfach. Der Hengels Keilfleckbärbling sollte aufgrund seiner geringen Größe der zentrale Fisch der mittleren bis oberen Wasserregionen sein. Eine Vergesellschaftung mit anderen Schwarmfischen, vor allem quirligem Temperament ist nicht empfehlenswert.
Die Wasserwerte sind weich und leicht sauer, also KH 2, GH 4 und pH 6,5 als ideale Werte einzustellen. Das Becken sollte etwas abgedunkelt sein, das kann beispielsweise durch Schwimmpflanzen geschehen oder auch durch Moorkienholzaufbauten, die bis zur Wasseroberfläche ragen und den Tieren ruhige Ecken im Becken ermöglichen. Als Bodenfische sind kleinere Schmerlen gut geeignet. Fadenfische als weitere Gesellschaft passen ebenso gut zu den Bärblingen.
Als kleine "Raubfische", die alles, was ins Maul passt, fressen, nehmen sie jede Art von Lebend- und Frostfutter entsprechender Größe an. Cyclops, Wasserflöhe, schwarze Mückenlarven, weiße Mückenlarven sind ideales Futter für die Tiere. Vor allem bei carotinreicher Ernährung (lebende Cyclops im Sommer aus besonnten Teichen) entwickelt sich die Farbpracht der Hengels Bärblinge.

Sozialverhalten und Geschlechtsunterschiede:

Die Trigonostigma hengeli sollten in größeren bis großen Gruppen in nicht zu kleinen Aquarien gehalten werden. Von ihrer Endgröße her passen sie zwar gut in kleine 60 cm oder 80 cm Aquarien, doch kann man ihr Sozialverhalten, insbesondere die gut ausgebildete Tendenz zum Schwarmfisch erst ab Gruppengrößen jenseits der 30 Tiere beobachten, was größere Aquarien erforderlich macht.
Bei kleineren Gruppen zeigt sich das Schwarmverhalten meist gar nicht und wenn man das Becken an unruhigen Standorten stehen hat, wird man eher schreckhafte Fische haben, von denen man in der dichten Bepflanzung nicht viel sieht.

Zucht:

Einer der Gründe für die Ausgliederung der vier genannten Arten aus der Gattung Rasbora in die neue Gattung Trigonostigma ist das Fortpflanzungsverhalten. Ola Ahlander schreibt dazu: "What many ichthyologists and interested aquarists already had suspected was confirmed when Kottelat & Witte 1999 gathered these fishes in an own genus, Trigonostigma. Besides the similar appearance, which differ from the remaining Rasbora-species, these fishes have the special breeding behaviour in common. A beautiful example how aquarists by study the fishes and publish their observations of the fishes behaviour, may help the ichthyologists."

Die Zucht der Keilfleckbärblinge i.w.S. ist alles andere als einfach. Sie sind in ihrer Fortpflanzung extreme Weichwasserspezialisten. GH 1, KH 0-1, pH 5,5 - 6,0 sollte man den Tieren zum Zuchtansatz schon anbieten. Mit Torf, Buchen- oder Eichenlaub, Erlenzapfen aufbereitetes Wasser zeigt sich förderlich, nach alten Literaturangaben hat sich Wasser aus weichen Waldquellen bewährt.
Das Zuchtbecken sollte gut bepflanzt sein, darunter vor allem etwas breitblättrigere, nicht zu hohe Pflanzen wie manche Arten aus der Gattung Cryptocoryne. Das nächste Problem ist die Auswahl geeigneter Zuchtpaare. Dies ist bei den wählerischen Fischen nicht so einfach wie es scheint, denn dem relativ komplizierten Laichakt gehen zahlreiche Scheinpaarungen voraus, die biologisch nur den Sinn haben können, die ablaichenden Tiere genau aufeinander in ihrem Verhalten aufeinander abzustimmen.
Nach zahlreichen Scheinpaarungen laichen die Weibchen an der Unterseite der Pflanzenblätter ab. Dazu dreht es sich in Rückenlage. Beim Keilfleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha) umschlingt das Männchen mit seinem Schwanzstiel den Rücken des Weibchen. In dieser Stellung werden Eier und Samenzellen abgegeben. Die Paarung wird häufig wiederholt. Das Absenken des Wasserstandes im Zuchtbecken fördert die Laichbereitschaft.
Die Jungfische schlüfen nach etwa 24-30 Stunden je nach Temperatur, sind sehr klein und schwimmen nach 3-5 Tagen frei, wo sie mit feinstem Futter wie Pantoffeltierchen gefüttert werden. Später werden Artemia-Nauplien oder fein ausgesiebtes Tümpelfutter angenommen.
In der Literatur findet man immer wieder Angaben, daß die Elterntiere arge Laichräuber sind. Dies kann bei so einem komplizierten Laichverhalten biologisch (ethologisch) jedoch kaum sinnvoll sein, wieso sollten denn die Elterntiere viel in das Laichverhalten investieren, wenn sie anschließend ihre Eier auffressen ? Es ist eher anzunehmen, daß die Keilfeckbärblinge i.w.S. erste Vorstufen für eine Art Brutpflege entwickelt haben, wobei erste Vorstufen sich hier nur auf das Ablaichverhalten und die Wahl des Eiablagestandortes beschränkt. Dies schließt laichräuberisches Verhalten unter natürlichen Bedingungen eigentlich aus. Im Aquarium mit seinen beengten Verhältnissen sieht dies anders aus. Mit Erschöpfen des Laichaktes verschwindet auch das Ignorieren der Eier, dann handelt es sich bei dem potentiellen Nachwuchs um willkommenes Futter. Es ist, vorausgesetzt, man legt Wert auf etwas Produktivität bei den Nachzuchten, sinnvoll, die Alttiere nach dem Ablaichen aus dem Zuchtbecken zu entfernen.
In dicht strukturierten, stark bepflanzten Artaquarien, kommt es bei geeigneten Wasserwerten und Fütterung immer wieder einmal zum Ablaichen von Tieren (hier der Keilfleckbarbe - T. heteromorpha), meistens unbemerkt vom Pfleger und dieser wundert sich Wochen oder Monate später, daß sich sein Fischbestand vermehrt hat.

Insgesamt ist es schon etwas verwunderlich, daß bei dem doch recht komplizierten Fortpflanzungsverhalten und den hohen Ansprüchen, den die Tiere ans Wasser stellen, die häufige Keilfleckbarbe (Trigonostigma heteromorpha) heute so gut wie ausschließlich aus kommerziellen Nachzuchten stammt, wohingegen die anderen Arten, wenn sie einmal im Handel anzutreffen sind, Wildfänge darstellen.

Hengels Keilfleckbärbling
Verwechslungsmöglichkeiten:

Bei ungenauer Betrachtung bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit jüngeren Keilfleckbärblingen (Trigonostigma heteromorpha) und Espes Keilfleckbärblingen (Trigonostigma espei).

Gefährdung:

Nicht gefährdet nach IUCN Red List.

Besondere Anmerkungen:

Die Bärblinge dieser Gattung tendieren in ihrem Sozialverhalten in Richtung der echten Schwarmfische. Ein Schwarm beginnt nicht bei 5, 10 oder 20 Tieren, sondern erst dann, wenn ein Individuum in einer Gruppe sich von seinen Körperstrukturen her auflöst, die Grenze für die Bildung eines Schwarmes ist von Art zu Art unterschiedlich und kann durchaus mehrere Hundert Tiere als untere Grenze bedeuten. Für weitere Erläuertungen sei auf den Artikel zu Schwarmfischen hingewiesen.

Literatur und Links:
  1. Ahlander, O.: Genus Trigonostigma Kottelat & Witte 1999.
  2. Sterba, G. (1990): Süßwasserfische der Welt. - Stuttgart.
Copyright:
Dr. Ralf Rombach (2003).
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