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Kongo-Saugbarbe, Afrikanischer Algenfresser (Garra congoensis Poll, 1959)



Einleitung
Über die Kongo-Saugbarbe (Garra congoensis) ist bisher nicht allzuviel bekannt. Im Band 3 des Mergus (Riehl & Baensch 1990) findet sich die Angabe, daß die Art wahrscheinlich noch nicht nach Deutschland eingeführt wurde. Zumindest diese Angabe von vor 13 Jahren stimmt nicht mehr, da über Mimbon-Aquarium (Köln) ein Import aus Afrika erfolgte und nunmehr 8 Tiere dieser sehr interessanten Art im Westafrikabecken des Aquarienvereines Scalare Bad Neuenahr-Ahrweiler ihr neues Zuhause gefunden haben. Dieser Bericht enthält damit erste Hälterungserfahrungen dieser interessanten Fischart.

Was die Schmerlen in Südostasien und die Harnischwelse in Südamerika sind, vereint Garra congoensis in Afrika in sich. Sie ist einfach als bodenbewohnender Aufwuchsfresser schnell strömender Fließgewässer zu charakterieren mit entsprechenden körperlichen Anpassungen wie langgestreckter, dorsoventral abgeflachter Körper und Tendenzen einer Saugmaulausbildung. Derartige gleichlaufende Entwicklungen in unterschiedlichen Teilen der Erde in ähnlich strukturierten Habitaten nennt man in der Biologie Konvergenz. Es sind in den unterschiedlichen Gebieten ökologisch vergleichbare Lebensräume (z.B. Stromschnelle am Rio Xingu und Stromschnelle am Kongo) vorhanden, die einen Evolutionsdruck auf die besiedelnden Arten auslösen, diese passen sich zunehmend den Lebenserfordernissen, um in dieser ökologischen Nische überleben zu können, an, was bis zur weitgehenden körperlichen Ähnlichkeit von Tieren aus unterschiedlichsten Verwandtschaftskreisen führen kann. Ein noch deutlicheres Beispiel, welches eventuell in einem späteren Bericht gebracht wird, ist der afrikanische Zwergwels Chiloglanis congicus, der in Körperaufbau und Lebensweise enorme Ähnlichkeiten mit den südamerikanischen Zwergharnischwelsen der Gattung Otocinclus aufweist.

Garra congoensis
Beschreibung
Grundfarbe braun, mal etwas heller, mal etwas dunkler, an den Körperseiten ist ein dunkleres Längsband annäherungsweise bei einigen Tieren zu sehen. Der Körper ist langestreckt, zwar noch volumig gebaut, jedoch schon deutlich auf der Bauch- und der Rückenseite (dorsoventral) abgeflacht. Die im Verhältnis recht großen Brust- und Afterflossen sind seitlich am Körper angebracht und stehen in Ruhelage ab. Die Brustflossen sind am vorderen und seitlichen Rand schmal weiß gesäumt, nach hinten verliert sich dieses Farbmerkmal. Die Rückenflosse ist vor dem Ansatz der Afterflossen orientiert, die Schwanzflosse ist gegabelt. Das Maul der Tier ist unterständig und zu einer Saugscheibe umgewandelt, mit dem die Tiere sich an Scheiben und Dekorationen ansaugen können, jedoch kann nicht von einem ausgesprochenen Saugmaul wie bei den Harnischwelsen gesprochen werden. 1 Paar seitlich am Maul stehender sehr kurzer Barteln.

Größe und Lebenserwartung
Die Endgröße wird mit etwa 10 cm in der Literatur angegeben. Angaben über die Lebenserwartung liegen nicht vor.

Verbreitung
Zaire im unteren Kongo, dort vorzugsweise in Stromschnellen (nach Riehl & Baensch 1990).

Haltung
Die Haltung erfolgt im Aquarienverein Bad Neuenahr-Ahrweiler in einer Gruppe von 8 Tieren in einem etwa 500 l fassenden, dicht bepflanzten Becken. Vergesellschaftete Fische sind derzeit Kongosalmler (Phenacogrammus interruptus), Blauer Kongocichlide (Nanochromis paruilus) und Schmetterlingsfisch (Pantodon buchholtzi). Wie nicht anders zu erwarten, bestehen bei den sehr unterschiedlichen Lebensraumansprüchen der vergesellschafteten Arten keine zwischenartlichen Probleme. Je nach weiterer Entwicklung des Beckens ist eventuell eine weitere Besatzergänzung mit Chiloglanis congicus und einer Art der Gattung Neolebias denkbar. Eine Vergesellschaftung mit weiteren bodenbewohnenden Arten wie Bodensalmler aus der Gattung Nannocharax kommt aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes nicht in Frage. Freiwasserbewohnenden afrikanische Barben wären unter Berücksichtigung der jeweiligen Endgröße auch ohne Probleme vergesellschaftbar.

Die Wasserwerte des Bad Neuenahrer Leitungswasser sind tendenziell mittelhartes Wasser mit Leitwert 420 µS/cm, pH-Wert knapp unter 7, GH 12 und KH etwa 6-8 (genaue Werte werden nachgeliefert. Im Becken ist das Wasser mit einem Leitwert von durchschnittlich etwa 350 µS/cm etwas weicher. Wasserbelastungen in Form von Nitrat oder Phosphat liegen nach letzten Messungen nicht vor.

Das Becken verfügt über ein separiertes Filterbecken, die Umwälzung besorgt eine Eheim-Pumpe 1048, die etwa 400 l Wasser die Stunde umwälzt. Im Unterschied zum natürlichen Lebensraum von Garra congoensis ist das Becken als strömungsarm einzustufen.

Die Ernährung ist problemlos, sie gehen willig und phasenweise gierig an alles angebotene Frost- und Trockenfutter. Ob die Tiere effektive Algenvertilger sind, ist mir nicht eindeutig klar, ein im Becken vorhandenes Fadenalgenpolster verschwand jedoch innerhalb kürzester Zeit. Ein weiterer mir bekannter Halter der Art berichtete von ausgedehnten Weidegängen in Algenpolstern. Nach seinen Aussagen hat bei ihm eine Gruppe von 5 Tieren eine dicht mit Faden- und Bartalgen veralgtes Becken innerhalb von einer Woche gereinigt.

Sozialverhalten
Zur Schilderung des Sozialverhaltens ist es sinnvoll, den Werdegang der 8 Tiere zu erläutern. Die Tiere wurden beim Händler in einer recht großen Gruppe in einem etwa 250 l fassenden Becken gehalten. Dort machten sie den Eindruck, insgesamt zwar aktiv, jedoch verträglich untereinander zu sein. Die erworbenen 8 Tiere kamen zuerst in ein 80 x 60 x 30 xm (Länge, Tiefe, Höhe) großes, dicht bepflanztes Quaranbtänebecken. Schon nach einer Stunde waren drei Tiere aus dem Becken gesprungen, ein viertes folgte nach während des Einsammelns der anderen Tiere. Daraufhin wurde das Becken dicht abgedeckt. Bei anschließenden abendlichen Beobachtungen konnte ein enormes innerartliches Aggressionspotential beobachtet werden. Vor allem die größeren, gut 8 cm langen Tiere scheuchten die kleineren ausdauernd durch das Becken trotz vieler sichthindernder Strukturen. Am nächsten Morgen lag die größte der Saugbarben auf dem Fußboden, schon sehr angetrocknet, lebte allerdings noch. Das Tier wurde daraufhin in ein eigenes kleines Becken isoliert gesetzt, wo es viele Stunden unbeweglich auf dem Boden lag und sehr holprige Kiemenbewegungen machte. Auf dem Rücken hatte das Tier deutliche Verletzungen davon getragen. Am nächsten Tag war auch dieses Tier wieder aktiv.

Aufgrund dieser starken Unverträglichkeit wurden wenige Tage später unter Mißachtung der sonst üblichen 4-6 wöchigen Quarantäne, da die Individuen nach allem Augenschein gesund waren, die Tiere in das oben offene, 500 l Schaubecken gesetzt, mit wahrlich mulmigen Gefühlen - doch weit gefehlt. Die Rivalitäten waren schlagartig verschwunden, schon nach kürzester Zeit erkundeten die 8 Tiere das Becken, setzen sich auf und unter Steine und Wurzeln und gingen sehr schnell auf Nahrungssuche. Die innerartlichen Rivalitäten verschwanden bis auf gelegentliches Verscheuchen über kurze Strecken vollkommen, oft sitzen nun sogar 2 Tiere nur wenige cm voneinander entfernt, zwar nur für jeweils kurze Zeit, zusammen.

Die Tiere sind ständig auf Nahrungssuche im Becken, kurze Ruhephasen auf Pflanzenblättern, Wurzeln oder Steinen mal ausgenommen. Sie erkunden jeden Winkel des Beckens, kommen in jede noch so kleine Dekorationsritze (auch wieder raus), sie sind sehr munter und schon nach wenigen Tagen verloren sie auch jegliche Scheu vor Besucher oder Beckenpflegern.

Ausbruchsversuche gab es keine mehr. Offenbar ist die innerartliche Aggressivität sehr stark von der Besatzdichte (Besiedlungsdichte) abhängig. Sie sinkt enorm bis hin zu einer Umkehrung zu einem ganz lockeren Gruppenzusammenhalt in Abhängigkeit von ausreichend großen Ausweichmöglichkeiten im Becken.

Die Tiere sind recht schnelle Schwimmer, dennoch keine guten Schwimmer. Sie sind sehr substratgebunden, d.h. sie entfernen sich nur ungerne von Boden oder anderen festen Strukturen. Bei Freiwasserschimmen sinken sie sehr schnell wieder auf den Boden ab.

Geschlechtsunterschiede und Zucht
Bisher unbekannt. Als strömungsbevorzugende Art wird die Zucht vermutlich allerdings nicht leicht gelingen.

Besondere Anmerkungen
Keine.

Verwechslungsmöglichkeiten
Wird zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet (oder auch nicht :-).

Literatur:
Riehl, R. & Baensch, H.A. (1990): Aquarienatlas, Band 3, S. 212. Melle (Mergus Verlag.)

Sterba, G. (1990): Süßwasserfische der Welt. - Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer). ISBN 3-332-00109-4

Links:
http://www.fishbase.org/Summary/SpeciesSummary.cfm?ID=11518&genusname=Garra&speciesname=congoensis

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