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2. Filterloses Aquarium

Diese doch sehr provokante Schlußfolgerung bedarf zumindest der Erläuterung. Dazu soll ein Blick auf ein vor einigen Jahren von Joachim Mundt initiierte Projekt: Filterloses Aquarium geworfen werden. Dieses Projekt wurde nach einiger Zeit aus persönlichen Gründen nicht weiter verfolgt. In 2002 unternahmen nach längeren Diskussionen eine Reihe von Mitgliedern des Zierfisch-Forum einen neuen Anlauf und stellten z.T. mehrere länger laufende Aquarien vo9n gefilterten auf filterlosen Betrieb um, wobei zumeist lediglich das Filtermaterial aus den Filter entfernt wurde.

Die Ergebnisse waren insgesamt eher etwas überraschend und gleichlaufend. Als Beispiel sei ein 200 l Aquarium des Autors angeführt.

Dieses Becken wurde am 01. August 2002 von gefilterten auf filterlosen Betrieb umgestellt. Dazu wurde lediglich das im Filter vorhandene Filtermaterial vollkommen entfernt. Die Eckdaten des Becken waren:

200 l Becken brutto
Besatz:
33 Schrägschwimmer (Thayeria boehlkei)
1 Papageienplaty (Xiphophorus variatus) - einige Kollegen folgen noch
15 Dreilinige Panzerwelse (Corydoras trilinieatus)
3 Metall-Panzerwelse (Corydoras aeneus)

Fütterung im Schnitt einmal täglich mit diversen Frost- und Lebendfutter.
Bepflanzung zu gut 80 % mit
Vallisnerien,
Roter Tigerlotus
Echinodorus spec.
Cryptocoryne wendtii (nicht allzu viel)
Javafarn auf Wurzeln
Javamoos
drei Mooskugeln

2 Savannenholzwurzeln, eine dicht veralgt, die andere mit Javafarn bewachsen.
Wachstum aller gut bis sehr gut. Düngung keine außer CO2.

Technik:
5-7 cm Sandboden
Bekleuchtung mit 2 Leuchstoffröhren (GroLux und Warmton)
Eheim 2233 als Außenfilter
1 Sera Schwamminnenfilter, luftbetrieben
100 W Heizung
Dennerle CO2 Anlage technischer Art (keine Bio-CO2), Zuführung runde 30 Blasen pro Minute.

Wasserwechsel wöchentlich ca. 70 l mit 60 l Osmosewasser und 10 l Leitungswasser.

Wasserwerte:
Temp.: 28 °C
GH 2
KH < 1
Leitwert 68 microS/cm
pH 6,0
Nitrit 0 mg/l
Nitrat ca. 5 mg/l (eher weniger)
Phosphat 0 mg/l

Der Wasserwerte wurden die erste Zeit täglich gemessen, nach etwa zwei Wochen nur noch wöchentlich, später nur noch bei Bedarf. Gemessen wurde mit kolorimetrischen Tests der Firma JBL. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß Abweichungen grundsätzlich bestehen, die durchaus im Bereich von bis zu 15 % liegen können.

Zusammengefaßt geschah nach der Entfernung des Filtermaterials schlicht zuerst gar nichts. Nach 3 Tagen begann der Nitratwert leicht anzusteigen, um dann in der zweiten Versuchswoche abzufallen auf kaum nachweisbare Werte. Es gab keinerlei Nitritspitze nach der Entfernung des Filtermaterials, auch keine Erhöhung anderer Wasserwerte, die auf eine steigende Wasserbelastung hindeuteten.

Im Laqngzeitversuch läuft dieses Becken nun im zweiten Jahr (Februar 2004) und es soll kurz berichtet werden, was sich veränderte. Nach ca. 1/2 Jahr nach der Umstellung begann der gesamte Pflanzenwuchs zu stagnieren, die Rote Tigerlotus, von der ich 2001 noch regelmäßig große Ableger abgeben konnte, verschwand bis auf ein paar kümmerliche Blätter fast vollständig aus dem Becken. Es sei wiederholt erwähnt, daß das Becken außer einer geringfügigen Kohlendioxidzugabe keinerlei sonstige Düngung erfährt. Eine Erklärung dafür kann nur in der Nährstoffversorgung der Wasserpflanzen zu suchen sein. Im Oktober 2003 wurde der schon recht hohe Besatz des Beckens nochmals weiter aufgestockt und es kamen 20 (!!!) junge Nachzuchten von Wildfangskalaren sowie ein peruanischer fast adulter Skalar zusätzlich ins Becken. Die jungen Skalare sind nur zur weiteren Aufzucht dort drin. An bodenbewohnenden Fischen zigen noch 6 juvenile Zebra-Harnischwelse (Hypancistrus zebra) und 6 Tapajos-Zebra-Harnischwelse (Peckoltia spec. - L 134), womit der Besatz derzeit als mehr als überbesetzt zu charakterisieren ist. Die Wasserwerte des Beckens und die Pflege blieb vollkommen unverändert, nur die eingebrachten Futtermengen erhöhten sich den Fischen entsprechend um etwa das Dreifache. Nach dieser deutlichen Besatzerhöhung begannen die gesamten Wasserpflanzen wieder mit Wachstumsschüben zu reagieren, auch die fast verschwundene Rote Tigerlotus treibt heute wieder Blätter und muß wöchentlich zurückgeschnitten werden.

Ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen ist die Entwicklung des Mulmes. In diesem nun nicht mehr gefilterten, sondern nur noch wasserbewegten Becken nahm die Mulmmenge auf dem Bodengrund, die grundsätzlich nicht abgesaugt wird, insgesamt leicht zu. Sie blieb dann aber auf einem etwas höheren Niveau konstant. Höheres Niveau heißt, daß zwischen Wurzelbereichen dicht wachsender Vallisnerien etwa 0,5 bis 1 cm Mulm auf dem Sandboden liegt, weite Bereiche des Beckens auf dem Boden unverändert mulmfrei sind. Zu dieser Umlagerung des Mulmes tragen natürlich auch die gründelnden Panzerwelse bei.

Schwieriger gestaltet sich insgesamt bei diesem filterlosen Becken die Fütterung. Es ist strikt jede Überfütterung zu vermeiden, kommt es zu versehentlichen zu hohen Futtergaben, kommt es zeitversetzt etwa 6 h später zu leichten Nitriterhöhungen, die bisher einmal in dem Versuchszeitraum zu einem größeren Wasserwechsel Anlaß gaben. Diese Anfälligkeit des Beckens gegen Überfütterung ist unbedingt hervorzuheben und daher sollten nicht ohne Beratung unkontrolliert Aquarien auf filterlosen Betrieb umgestellt werden. Hat man diese Fütterungsanfälligkeit "im Griff" zeigte sich das Aquarium als biologisch äußerst stabil und der starke Pflanzenwuchs hat heute in etwa wieder den Umfang in den ersten Monaten nach der Umstellung erreicht.

Nach den Anfangserfolgen wurden in der nachfolgenden Zeit noch insgesamt 5 weitere Aquarien bei mir zu Hause und eines in unserem Aquarienverein auf filterlosen Betrieb umgestellt. Bei allen lief die Entwicklung der Wasserwerte und tendenziell auch der Erforderniss einer Besatzerhöhung zur Stabilisierung des Pflanzenwuchses gleichgerichtet ab.

Ähnliche Entwicklungen wurde bei der Mehrzahl der Aquarien auch anderer Aquarianer, die an dem Umstellungsversuch in 2001 teilnahmen, protokolliert.

Zusammengefaßt kann man feststellen, daß Aquarien offenbar mehr biologische Belastung verarbeiten können, als man landläufig annimmt und die Bedeutung des Filters als solche zu hoch bewertet wird..

Das gesamte Aquarium ist ein biologischer Filter.

Insofern ist natürlich der Begriff "filterlos" etwas irreführend. Nicht mit Filtermdien gefiltertes Aquarium wäre der bessere Begriff, ist leider nicht so handlich und plakativ.

Aus diesen Ergebnissen stellen sich viele Fragen, die es zu diskutieren gibt, die sich allerdings auf wenige Hauptpunkte konzentrieren:

  1. Überfütterung - Verzögerung des Stickstoffstoffwechsels

  2. Nährstoffversorgung der Wasserpflanzen

To be continued.

Copyright:

Dr. Ralf Rombach - 2004.

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